Eine Liebe von Malamut

Sie hieß Sarah und war die Tochter des Inhabers einer Auto- Reparaturwerkstätte. Man hätte sie als ziemlich klein und ziemlich dick bezeichnen können, aber das schien genau Malamut`s Wünschen zu entsprechen. Er besuchte sie an Samstagabenden und saß stundenlang mit ihr auf einem Sofa, sie darin einsinkend und er über sie gebeugt.

Hin und wieder ging er mit ihr in`s Kino. Er nahm dann ein Kissen mit und setzte sie darauf. Schwierige Passagen erklärte er ihr flüsternd, gewalttätige Szenen hielt er von ihr fern, indem er ihren Kopf an seinen Schultern barg.

Wenn Malamut auf Reisen war, vergaß er nie, ihr kleine Geschenke mitzubringen. Ein ganz junges Krokodil aus Australien, beispielsweise. Oder ein Büschel Haare eines Sadhu aus Indien. Über manches, etwa die lang verschollen geglaubte Zahnbürste von Albert Schweitzer, freute sie sich wirklich.

Daß Malamut tatsächlich verliebt war, mag durch ein kleines Gedicht aus seiner Feder als hinlänglich belegt gelten:

Warte Geliebte
Bange nicht
Bin ich auch ferne
In Afrikas staubiger Flur
Von Myriaden
Lästiger Mücken umgeben
Umschwebt meinen Sinn doch
Getreue
Dein rosiges Antlitz
Umgeben von seidigem Haar
Duftend
Nach feinem Motoröl

Ernst Reyer, 2016